Eine Unterrichtsmethode umfasst die Grundsätze und Methoden, die von den Lehrern eingesetzt werden, um das Lernen der Schüler zu ermöglichen. Diese Strategien werden zum Teil durch den zu unterrichtenden Stoff und zum Teil durch die Art des Lernenden bestimmt. Damit eine bestimmte Unterrichtsmethode angemessen und effizient ist, muss sie den Lernenden, die Art des Lehrstoffs und die Art des Lernens, die sie bewirken soll, berücksichtigen.
Inhalt
Überblick
Die Unterrichtsmethode lassen sich grob in lehrerzentrierte und schülerzentrierte Ansätze einteilen. Bei einem lehrerzentrierten (autoritären) Lernansatz ist der Lehrer die wichtigste Autoritätsperson in diesem Modell. Die Schüler werden als "leere Gefäße" betrachtet, deren Hauptaufgabe darin besteht, passiv Informationen zu erhalten (durch Vorlesungen und direkte Anweisungen), mit dem Ziel, sie zu testen und zu bewerten. Eine wesentliche Aufgabe der Lehrkräfte besteht darin, Wissen und Informationen an ihre Schüler weiterzugeben. In diesem Modell werden Unterricht und Bewertung als zwei getrennte Einheiten betrachtet. Der Lernerfolg der Schüler wird durch objektiv bewertete Tests und Beurteilungen gemessen. Beim schülerzentrierten Lernansatz sind die Lehrer in diesem Modell zwar die Autoritätsperson, aber Lehrer und Schüler spielen eine gleichermaßen aktive Rolle im Lernprozess. Dieser Ansatz wird auch als autoritativ bezeichnet.
Die Hauptaufgabe des Lehrers besteht darin, das Lernen der Schüler und das Gesamtverständnis des Stoffes zu unterstützen und zu fördern. Der Lernerfolg der Schüler wird sowohl durch formelle als auch informelle Formen der Bewertung gemessen, darunter Gruppenprojekte, Schülerportfolios und die Teilnahme am Unterricht. Unterricht und Bewertung sind miteinander verbunden; der Lernerfolg der Schüler wird während des Unterrichts kontinuierlich gemessen.
Neuere Unterrichtsmethoden können Fernsehen, Radio, Internet, Multimedien und andere moderne Geräte einbeziehen. Einige Pädagogen sind der Meinung, dass der Einsatz von Technologie das Lernen zwar bis zu einem gewissen Grad erleichtert, aber kein Ersatz für Unterrichtsmethoden ist, die kritisches Denken und den Wunsch zu lernen fördern. Das forschende Lernen ist eine weitere moderne Unterrichtsmethode. Eine beliebte Unterrichtsmethode, die von vielen Lehrern eingesetzt wird, sind praktische Aktivitäten. Dabei handelt es sich um Aktivitäten, die Bewegung, Sprechen und Zuhören erfordern.
Verfahren
Eine Liste Methoden (Lehr- und Lernformen) die Schüler "aktivieren"; nach Dietrich Homberger, Universität Bochum.
- Blitzlicht — Reihum muss sich jeder Teilnehmer kurz zum anstehenden Problem / Thema äußern; kein Kommentar; evtl. Mitschrift eines Leiters für Auswertung.
- Brainstorming — ca. 7 Personen äußern sich ca. 15-30 Minuten zu einem Problem/Thema; Quantität geht hierbei vor Qualität! Kritik oder Kommentare sind nicht zugelassen. Ein (oder mehrere) Protokollführer notiert mit Þ Auswertung
- Cluster — Hauptthema in der Mitte eingerahmt; davon abzweigend wird alles aufgeschrieben, was spontan einfällt, und ebenso eingerahmt; nach dem ersten Gedankenfluß Anregung zu Assoziationsketten suchen.
- Collage — Mehrere Materialien / Texte zu einer Gesamtaussage zusammenfügen.
- Der "heiße" Stuhl — Ein Vertreter mit extremer Meinung wird durch 3-6 Kontrahenten befragt.
- Expertengespräch — Je ein Experte aus Gruppen mit kontroverser Meinung führen Gespräch mit dem Ziel, die Zuhörer auf ihre Seite zu ziehen. Möglichkeit der Trennung in "Theoretiker" und "Experimentatoren" / "Schriftsteller" und "Kritiker".
- "Fishbowl" — Ein innerer Stuhlkreis diskutiert ein Thema / Problem; ein Stuhl bleibt für einen Gast frei (nur 1 Redebeitrag!). Die übrigen der Lerngruppe sind krit. Zuhörer.
- Freiarbeit — In festen Freiarbeits-Std. können S. nach einem Planungsgespräch mit dem L. aus einem größeren Angebot von Themen, Materialien feste Lernaufgaben wählen, individuelle Schwerpunkte setzen und ihr Lerntempo selbst bestimmen; zu bestimmten Zeiten sind Ergebnisse abzulegen, die der L. durchsieht und bewertet (Leistungsdifferenzierung).
- Freie Assoziation — Zu einem Wort oder Textsegment (spontan) alle Konnotationen äußern; evtl. nur freiwillige S., die dies wollen. Z.B. Einstieg in ein schwieriges Gedicht / ein neues Thema o.dgl. Þ "Ideenpool" bilden
- Handelndes Lernen — an Übungsstationen
1. Schritt: L. bringt Karten für je eine Gruppe mit, auf denen Aufträge formuliert sind, die zu Aufgabenstellungen anregen. Z.B.: "Lösche aus einem Text an 6 zentralen Stellen (mit Tip-Ex) die Attribute. Gib diese Attribute unten an und lasse einsetzen. Schreibe ein Lösungsblatt".
2. Schritt: S. formulieren die Aufgaben (PA oder GA). Z.B.: "Setze in die 6 Lücken die unten aufgeführten Attribute ein. Achte darauf, daß sie in den Kontext passen." Die Aufgabenkarten werden auf Stationstische verteilt.
3. Schritt: Die Lerngruppe kann individuell oder in PA die Aufgaben an den Übungsstationen bearbeiten. (Differenzierung möglich)
4. Schritt: Selbstkontrolle an einem Kontrolltisch; evtl. mit Punkteverteilung - Interview — Reales oder simuliertes Interview zu einem Thema, über das sich die S. selbst nicht im klaren sind; (evtl. Vorbereitung in 2 Gruppen).
- Kreatives Schreiben — Text vervollständigen, Fachtermini in eine thematisch gebundene literarische Produktion einbauen, Textteile neu arrangieren, konkrete Poesie / Limericks / Kurzgeschichte (zu einem Rahmenthema) selbst schreiben und überarbeiten.
- Leserbrief — Real oder fiktiv zu einem Thema in Form eines Leserbriefs Stellung nehmen.
- Materialvorgabe — Material zu einem Thema wird unkommentiert ausgebreitet; S. sortieren, kommentieren, entwickeln Problemstellungen usw.
- Methode 635 — Gruppe zu 6 Mitgl. schreibt je 3 Ideen bzw. Problemlösungen in ca. 5 Min. auf; danach wechseln die Blätter zum Nachbarn, der ebenfalls in 5 Min. weitere 3 Ideen notiert usw.; Auswertung in der Gruppe.
- Modell beschriften — Nach der Fachtextlektüre können S. einem Modell bestimmte vorbereitete Ikone / Termini zuordnen.
- Mind Mapping — Hauptthema in der Mitte eingerahmt, davon abzweigend werden auf dicken Linien Hauptgedanken/ Schlüsselwörter in Großbuchstaben notiert; alle weiteren Einfälle werden in der Nähe der passenden "Hauptstraße" mit max. 2 Wörtern festgehalten und mit Strichen daran angebunden; mit graphischen Mitteln können Akzente gesetzt oder Reihenfolgen markiert werden.
- Modellteile montieren — Experimentaufbau oder techn. Anlage auf Folie kann in Teile zerschnitten den S. vorgelegt werden; sie sollen aufgrund ihrer Vermutungen oder ihres Wissens die Teile zu einem funktionierenden Ganzen zusammenlegen.
- Morphologischer Kasten — In der Kopfleiste werden Zentralbegriffe (Hierarchien) eingetragen, in die rechte Spalte Zielbegriffe, die je nach Intuition ergänzt werden können. Im Schnittpunkt entstehen Beschreibungen / Zuschreibungen usw. Die Auswertung kann dazu dienen, ein Problemfeld zu erkunden, zu differenzieren.
- Musikpraktische Erarbeitung — S. komponieren unter Verwendung bestimmter Merkmale selbst ein Musikstück (Ouvertüre / Rap-Songs).
- Offener Unterricht — Bausteine für offenen U. sind: Morgenkreis, Tagesplan, Planungsarbeit, Þ Wochenplan, Þ freie Arbeit und Projektarbeit
- Optische Strukturanalyse — Wesentliche Textinformationen in ein Flußdiagramm umsetzen (oft sind - je nach Informationsinteresse - mehrere Möglichkeiten gegeben).
- Papiermodell — S. setzen abstrakte Gegenstände (z.B. Bruchrechnung) in Papiermodelle um.
- Podiumsdiskussion — Expertengespräch (nach bestimmten Regeln, z.B. begrenzte Redezeit) vor der Klasse; am Anfang oder Ende "Statement" (Kurzreferat).
- Reportage — Zu einem Thema / Vorgang Reportage spontan (vorbereitet) halten; Vergleich der Wiedergabe (Kodierung) in Rede, Text oder Bildern möglich.
- Rezension — Meinung zu einem gelesenen / gehörten Text in Form einer Rezension aufschreiben, dabei bestimmte Intention realisieren.
- Rezeptives Lernen — S. arbeiten allein (Sitzkreis, S. als Gruppenleiter) in 4 Phasen: 1. S. stellen Fragen an einen Text (ohne Kommentar!), 2. LeiterIn faßt Text kurz mit eigenen Worten zusammen, 3. Klären von offenen Fragen zum Text, 4. Vorhersage einer möglichen Fortsetzung durch den Leiter. LehrerIn protokolliert.
- Schautafel — Zu einem Thema können Collagen, Texte, Zeichnungen, Statistiken, literarische Produktionen u.dgl. auf eine Schautafel gesteckt oder geklebt werden.
- Schreibgespräch — S. (-Gruppen) erhalten ein DIN A4 Blatt mit einem (kontroversen) Thema oder Begriff in der Mitte, zu dem sie sich schriftliche äußern; Reden ist untersagt. Nach 5 - 10 Minuten werden die Meinungen / Ideen ausgewertet.
- Sitzkreis — S. und L. diskutieren nach bestimmten Regeln (Diskussionsleiter)
- Spielen und Zaubern — Insbesondere im Fremsprachenunterricht: Buchstaben- / Wörterbingo, Trennwandspiele, Sätze würfeln, Memory, Domino usw.
- Standbilder — Zentrale Szene in einer Personengruppierung festhalten: "Regisseur" stellt das Bild, ohne zu sprechen; Mimik / Gestik werden vorgemacht.
- Streitgespräch — Pro- und Contra-Gespräch wird in 2 Gruppen (kontroverse Meinungen!) vorbereitet (unter Vorwegnahme der möglichen gegnerischen Argumente).
- Ungewohnter Zugang — S. spielen ein "Metall", durch das sich ein einzelnes "Elektron" bewegt (Spiel bei veränderter Temperatur / Widerstand); S. spielen "Satzglieder" usw.
- Verbildlichung — Zu einem Problem / Thema eine bildliche (plastische) Darstellung anfertigen.
- Vorspielen (Szene) / Rollenspiel — Textinhalte oder Szenen vorspielen; dazu: Inszenierungsvorschläge, Rollenbiographien, Requisiten (jeder S. ein typisches Requisit).
- Wochenplan — S. erhalten oder wählen Aufgaben, die sie nach eigener Zeiteinteilung in einer Woche erledigen.
- Zeitung erstellen — Klassenzeitung (zu einem Thema) mit unterschiedl. Textsorten; evtl. auf PC formatieren ("Neue Informations- und Kommunikationstechnologien").
Literatur
- Bovet, Gislinde / Huwendiek, Volker (Hg.): Leitfaden Schulpraxis, Berlin: Cornelsen 1994 (z.B. Kapitel 6. "Projekt- und Fächerübergreifender Unterricht", 9. "Kreativität und Spiel"; 13 "Suggestopädie")
- Buddrus, Volker (Hg.): Humanistische Pädagogik, Bad Heilbrunn: Klinkhardt 1995 (darin u.a.: Ästhetische Bildung, S. 59-76; Gestaltpädagogik, S. 101-116; NLP Neuro-Linguistisches Progammieren, S. 117-132)
- Gudjons, Herbert / Teske, Rita / Winkel, Rainer (Hg.): Unterrichtsmethoden, Hamburg: Bergmann + Helbig 31991 (1987)
- Hölscher, Petra: Methoden-Baukasten. Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, Ffm.: Cornelsen 1993 (zahlreiche Spiele und Anregungen für den Fremsprachenunterricht)
- Jank, Werner / Meyer, Hilbert: Didaktische Modelle, Ffm.: Cornelsen 1991 (z.B. Lektion 8.4 "Offener Unterricht")
- Klippert, H.: Methodentraining, Weinheim / Basel 1994
- Krapf, Bruno: Aufbruch zu einer neuen Lernkultur, Bern u.a.: Haupt 1995 (darin: "Gesprächsführung ohne Sokrates", S. 164-179, "Kreativität", S. 229-248)
- Liebnau, Ulrich: EigenSinn. Kreatives Schreiben, Ffm.: Diesterweg 1995 (u.a. Schreiben in Gruppen, Spiel mit Sprache, Wie erschließen wir Kreativität? Was hilft beim Schreiben? usw.)
- Meyer, Hilbert: UnterrichtsMethoden II: Praxisband, Ffm.: Cornelsen 1987 (z.B. 11 L. "Gruppenunterricht", 12 L. "Handlungsmuster", 13. L. "Spielen im Unterricht")
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