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Ein Konspekt ist eine übersichtliche, sinngemäße Zusammenfassung (Inhaltsangabe) eines Textes. Dabei können auch visuelle Hilfsmittel (Symbole, Pfeile, etc.) eingesetzt werden.

Inhalt

Definition

Die Textform „Konspekt“ (von lateinisch conspectus = „Betrachtung“, zu: conspicere = „betrachten“, „erblicken“) ist Teil des wissenschaftlichen Arbeitens. Aus dem Inhalt eines Textes werden zentrale Aussagen sowie die Argumentation herausgearbeitet, um sich eine „Gedächtnisstütze“ zu schaffen. Dabei folgt man der Gliederung des Ausgangstextes. Besonders wichtig ist es, das für sich selbst Neue und Unbekannte festzuhalten. Der Konspekt hilft v.a. bei der Beschäftigung mit weiterer Literatur und beim späteren Verfassen des eigenen Textes.

Bedeutung

Der Konspekt ermöglicht eine Sicherung des Textverständnisses: Inhalt, Gedankengang und Struktur eines Textes fixieren. Das Anlegen eines Konspektes ist ein Verfahren, die Lesekompetenz zu steigern.
Das Verb konspektieren bedeutet „sinngemäß zusammenfassen“. Ähnliche Textformen sind:

Zumeist gilt: Konspekt = allgemeine Inhaltsübersicht, um die inhaltliche Struktur eines Textes besser zu überblicken, häufig erweitert im graphische Elemente.

Struktur

Der gedanklichen Aufbau, um die Struktur eines Textes grafisch zu veranschaulichen, kann erfolgen als:

  1. Tabelle: unter ausgewählten Kategorien - aus dem Text selbst oder durch den Leser geprägt - in zugehörigen Spalten die zentralen Informationen aus dem Text geordnet eintragen; ggf. Spiegelstrichblöcke für Zusammengehöriges
  2. Verlaufsdiagramm: linear der Textvorlage folgend die Schlüsselwörter oder zentralen Themabegriffe und ggf. Fakten untereinander anordnen

Strukturdiagramm

Ein Strukturdiagramm ist der eigentliche Konspekt: die gedankliche Struktur, d.h. die zentralen Inhalte und die gedanklichen Bezüge in der Textvorlage zugleich visualisieren:

  1. zentrale Gedanken, Aussagen, Argumente: inhaltliche Schlüsselwörter (Einzelwörter - max. Wortgruppen aus dem Text selbst - unter starker Beschränkung der Text-/Schreibmenge, d.h. keine Sätze!!) übersichtlich auf dem Blatt anordnen: Zentrales in die Mitte, Über- und Unterordnung untereinander, gleich Wichtiges nebeneinander, Abstufungen ...
  2. mit analytischem Beschreibungsvokabular die Bezüge zwischen den Gedanken und Textteilen benennen, z.B. "These, Beispiel, Begründung, Ursache, Folge, Gegensatz, Kontrast, Vergleich, Schlussfolgerung, Vergleich, Wiederholung, Tatsache, Meinung, Bewertung, ..." - dabei kann man zur Übung die Signalwörter der gedanklichen, logischen und argumentativen Verknüpfung (Konnektoren und explizite Hinweise) als Belege angeben: Adverbien wie folglich, adverbiale Bestimmungen wie aus diesem Grund, Konjunktionen wie obwohl, Numerale wie erstens, explizite Formulierungen wie daraus ist zu schließen etc.
  3. die logischen Beziehungen zwischen diesen Gedanken mit Bezugspfeilen, Kontrastdoppelpfeilen, Verbindungslinien, Einrahmungen, Kreisen etc. grafisch darstellen.

Zu unterscheiden sind 2 mentale Modelle:

  1. der Konspekt als mentales Modell für den gedanklichen Aufbau und den Argumentationsverlauf in einem expositorischen, argumentativen, rhetorischen Text (Essay, Rede, Kommentar, Stellungnahme...)
  2. der Konspekt als mentales Modell für einen faktischen Sachzusammenhang in einem informierenden Text (Fachbuchausschnitt, Lexikonartikel, Definition, Sachbericht, Gegenstandsbeschreibung...)

Quelle: Günther Einecke (http://www.fachdidaktik-einecke.de/ — 2003-2022), modifiziert

Beispiel

Georg Christoph Lichtenberg: Das große Genie und der gemeine Haufen (1772/73)

 

Der gewöhnliche Kopf ist immer der herrschenden Meinung und der herrschenden Mode konform, er hält den Zustand in dem sich alles jetzt befindet für den einzig möglichen und verhält sich leidend bei allem. Ihm fällt nicht ein, dass alles von der Form der Meublen bis zur feinsten Hypothese hinauf in dem großen Rat der Menschen beschlossen werde, dessen Mitglied er ist. Er trägt dünne Sohlen an seinen Schuhen, wenn ihm gleich die spitzen Steine die Füße wund drücken, er lässt die Schuh-Schnallen sich durch die Mode bis an die Zehen rücken, wenn ihm gleich der Schuh öfters stecken bleibt. Er denkt nicht daran, dass die Form des Schuhs so gut von ihm abhängt, als von dem Narren, der sie auf elendem Pflaster zuerst dünne trug.

Dem großen Genie fällt überall ein: könnte auch dieses nicht falsch sein? Er gibt seine Stimme nie ohne Überlegung. Ich habe einen Mann von großen Talenten gekannt, dessen ganzes Meinungs-System, so wie sein Meubeln-Vorrat, sich durch eine besondere Ordnung und Brauchbarkeit unterschied, er nahm nichts in sein Haus auf, wovon er nicht den Nutzen deutlich sah, etwas anzuschaffen, bloß weil es andere Leute hatten, war ihm unmöglich. Er dachte, so hat man ohne mich beschlossen, dass es sein soll, vielleicht hätte man anders beschlossen, wenn ich mit dabei gewesen wäre.
Dank sei es diesen Männern, dass sie zuweilen wenigstens wieder einmal schütteln, wenn es sich setzen will, wozu unsere Welt noch zu jung ist. Chineser dürfen wir noch nicht werden. Wären die Nationen ganz von einander getrennt, so würden vielleicht alle obgleich auf verschiednen Stufen der Vollkommenheit zu dem sinesischen Stillstand gelangt [sein].

Quelle: »Sudelbuch« - Digitale Bibliothek Band 1: Deutsche Literatur, S. 126111 (vgl. Lichtenberg-SuB Bd. 1, S. 195 ff.)

 

Beispiel für einen grafischen Konspekt:


Quelle: Günther Einecke (http://www.fachdidaktik-einecke.de/ — 2003-2022), modifiziert