Ein (Schul-)Aufsatz ist ein nachdenklicher oder argumentativer, nicht fiktionaler Text. Der Begriff ist heutzutage außerhalb der Schule etwas veraltet. Ein Aufsatz wird häufiger als Erörterung oder, insbesondere an Universitäten, als Essay oder Referat bezeichnet.
Die starke Assoziation mit der Sekundarstufe ist wahrscheinlich der Hauptgrund dafür, dass der Begriff "Aufsatz" bei Sachbuchautoren, Essayisten und Publizisten nicht beliebt ist. Das Wort hat eben einen gewissen pädagogischen Beigeschmack.
Der Aufsatz muss ein zusammenhängender Sachtext sein und eine gewisse Kohäsion aufweisen. Mit anderen Worten: Die Teile müssen einem logischen Zusammenhang folgen, sinnvolle Informationen liefern und die Regeln der Sprache, in der sie verfasst wurden, einhalten.
Inhalt
Themen
Der Schulaufsatz kann vom Schüler ein breites Spektrum an Themen abverlangen:
- Aktualität: Der Schüler soll z. B. das aktuelle Geschehen flach darstellen und aufzeigen, welche Fragen sich aus dem Problem ergeben, wie die aktuellen Meinungen zu dem Thema sind und was seine persönlichen Überlegungen sind. Das aktuelle Thema sollte dem Schüler die Möglichkeit geben, seine kritischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Ein möglicher Abschluss des aktuellen Themas besteht darin, am Ende zusammenzufassen, welche Ergebnisse aus dem Text hervorgehen und welche Fragen offen bleiben.
- Geschichte und Literatur: Der Schüler/die Schülerin zeigt, dass er/sie über ein historisches oder literarisches Thema Bescheid weiß, interessante Fragen dazu stellt und in der Lage ist, Verbindungen zu anderen historischen und literarischen Themen oder zu anderen Fächern herzustellen. Im Gegensatz zu anderen Aufsätzen ist die vorherige Beschäftigung mit dem Thema im Unterricht oft notwendig, um ein gutes Ergebnis zu erzielen (es gibt aber auch viele Aufgaben, bei denen der Schüler lediglich einen kurzen Text kommentieren soll). Der Schluss des Aufsatzes kann aus einem Teil bestehen, in dem man seine Erkenntnisse oder Meinungen zusammenfasst, oder aus einem anderen, in dem das Thema in einem breiteren Kontext betrachtet wird.
- Darstellung von persönlichen Erfahrungen oder Projekten: Der Schüler kann beispielsweise aufgefordert werden, eine Reihe von Fakten oder persönlichen Projekten chronologisch zu erzählen. Die Schlussfolgerung kann aus einem Teil bestehen, der als zusammenfassender Kommentar zu den Ausführungen zu den verschiedenen Stichworten fungiert und sie so miteinander verbinden kann, oder aus einem Teil, in dem versucht wird, die persönliche Perspektive aufzugeben und eine allgemeinere Perspektive einzunehmen.
- Allgemeine Kultur: Der Schüler erläutert ein mehr oder weniger bekanntes kulturelles Thema, das alltäglicher oder wissenschaftlicher Natur sein kann.
- Schulthemen: Der Schüler wird aufgefordert, über den Lernprozess und die Gruppendynamik im Klassenzimmer nachzudenken.
- Interview: Der Lernende stellt sich vor, einer bekannten Person Fragen zu stellen.
Vorgehen
Den im Umlauf befindlichen didaktischen Handbüchern zufolge lassen sich die einfachsten Verfahren zur Erzielung eines guten Ergebnisses auf eine Schreibtechnik reduzieren, die aus folgenden Schritten besteht:
- Analyse des Titels (Aufgabenstellung): Er muss wortwörtlich verstanden werden. Es besteht nämlich die Gefahr, dass Details übersehen werden und somit Fakten berichtet werden, die sich nicht auf das angegebene Thema beziehen (Off-Topic).
- Erstellung einer Gliederung, in der der Inhalt des Aufsatzes anhand von Stichworten auf einem Blatt Papier notiert wird. Die Anordnung der Schlüsselwörter, die in einer geeigneten Reihenfolge angeordnet und angemessen miteinander verknüpft sind, trägt dazu bei, den roten Faden der Argumentation zu erkennen. Während dieser Vorbereitung hat man die Möglichkeit, über die Wahl des Inhalts nachzudenken und dann Stichwörter zu verwerfen, aus welchen Gründen auch immer (Klarheit der Darstellung, verfügbare Zeit, Notwendigkeit, beim vorgegebenen Thema zu bleiben). Mit Hilfe der Gliederung weiß der Schüler bereits während der gesamten Schreibphase, wie das Fazit des Textes aussehen wird.
- Schreiben des Aufsatzes: Dies ist im Allgemeinen der zeitaufwändigste Teil; beim Schreiben wird der Schüler durch die Gliederung (zweiter Schritt) unterstützt, die ihn bis zur Schlussfolgerung leitet.
- Überarbeitung, Korrektur und, falls erforderlich und möglich, Transkription des Textes im Kleingedruckten.
Bewertung
Bei der Beurteilung eines Aufsatzes sollte der Lehrer ein Bewertungsraster verwenden, das die wichtigsten Anforderungen an den Aufsatz enthält (guter Inhalt, korrekte Form, angemessener Stil usw.). Jede Anforderung ist mit einer Mindest- und einer Höchstpunktzahl verbunden, die schließlich addiert werden: Nach einer Notenskala ist eine bestimmte Note mit einer bestimmten Gesamtzahl verbunden (Höchstpunktzahl, höchstmögliche Note und umgekehrt).
Die in den Bewertungsrastern genannten Hauptanforderungen sind in der Regel von Raster zu Raster in etwa gleich.
- Inhaltliche Merkmale: originell, korrekt und dem Titel des Themas inhärent (Gliederung: der Schüler muss daher vermeiden, unnötige Verallgemeinerungen vorzunehmen oder wesentliche Punkte des Titels zu übersehen).
- Grammatikalische Merkmale: Rechtschreibung, Zeichensetzung, Einhaltung der Regeln der Morphologie und Syntax.
- Stilistische Merkmale: roter Faden der Argumentation, dem Inhalt angemessene Artikulation, Organizität, Lesbarkeit, Kohärenz des Ganzen; Reichtum an lexikalischen und grammatikalischen Formen, die dem Inhalt entsprechen.
Die Kenntnis des Bewertungsrasters durch den Schüler trägt zur Transparenz der Aufsatzbenotung bei: Außerdem kann es den Schüler bei der Abfassung des Textes unterstützen und ihm helfen, bessere Ergebnisse zu erzielen.
Arten
Bei einer Themenstellung ohne Bezug auf einen vorgegebenen Text wird auch von „Freier Erörterung“ oder „Besinnungsaufsatz“ gesprochen. Zu den typischen Aufsatzarten gehören:
- die Erörterung (z. B. anhand eines Sachtexts)
- der dialektische Aufsatz mit der Erörterung von These, Antithese und Synthese
- die Textinterpretation von fiktionalen Texten (z. B. die Interpretation eines Gedichts)
- die Bildinterpretation (über Werke der bildenden Kunst)
- die Beschreibung von Bildern, Pflanzen, Tieren, Gegenständen oder Vorgängen
- die Inhaltsangabe von fiktionalen Texten oder Sachtexten
- die Nacherzählung von Texten oder Bildergeschichten
- die freie Erzählung anhand von Reizwörtern oder vorgegebenen Themen (Beispiel: „Ein Tag als Katze“ in Ich-Form)
- der Erlebnisbericht (Erlebniserzählung) über eigene Erlebnisse des Schülers (Beispiel: „Mein schönstes Ferienerlebnis“)
- die Bildergeschichte, d. h. eine gezeichnete Geschichte mit Text versehen
Literatur
- Bernhard Asmuth: Geschichte der Didaktik und Methodik des Schreib- und Aufsatzunterrichts. In: Hartmut Günther, Otto Ludwig (Hrsg.): Schrift und Schriftlichkeit. Ein internationales Handbuch internationaler Forschung. Halbband 2. De Gruyter, Berlin und New York 1996, S. 1277–1285, ISBN 3-11-014744-0.
- Birgit Lahann (Hrsg.): Abitur. Von Duckmäusern und Rebellen. 150 Jahre Zeitgeschichte in Aufsätzen prominenter Deutscher. Gruner und Jahr, Hamburg 1982, ISBN 3-570-07025-5.
- Martin Lott: Aufsatz. Bewertung – Beurteilung – Kritik. (= Schriftenreihe EUB, Erziehung – Unterricht – Bildung; Bd. 43). Kovač, Hamburg 1996, ISBN 3-86064-438-6.
- Otto Ludwig: Der Schulaufsatz. Seine Geschichte in Deutschland. De Gruyter, Berlin und New York 1988, ISBN 3-11-011603-0.
- Eduard Spranger: Unser Schulaufsatz – ein verkappter Schundliterat? In: Pädagogisches Archiv 53 (1911) 5, S. 279–284.